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Coaching-Beispiele 

Teamstress im Management

Ein bisher erfolgreicher Ressortleiter erfährt, dass sein Verlag von einer Verlagsgruppe aufgekauft wurde. Ihm wird eröffnet, dass ein neues Führungskonzept eingeführt wird: ab jetzt gibt es eine Doppelspitze, er ist nun gemeinsam mit einem neuen Kollegen aus dem übernehmenden Verlag für das Ressort zuständig. Die beiden sollen sich sogar ein Zimmer teilen. Der neue Teampartner betritt am ersten gemeinsamen Arbeitstag das Zimmer und sagt dynamisch: "So, jetzt machen wir hier erst einmal gründlich klar Schiff!"

Der Ressortleiter nimmt sich zwar vor, sich nicht über diese Art zu ärgern, das funktioniert aber nicht. "Um ehrlich zu sein, ich koche innerlich, wenn ich mich an meinen Schreibtisch setze" erzählt er drei Monate später im Coaching. Er fühlt sich in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt. "Vor allem bei gemeinsamen Auftritten bin ich verkrampft - ich fühle mich wie ausgeschaltet." Dieser Klient findet keinen eigenen Weg, über seinen mittlerweile chronischen Ärger hinwegzukommen. "Das geht auf Kosten meiner Überzeugungskraft und meiner Ausstrahlung. Auch unser Teamauftritt wird dadurch zur Farce."

Die Intervention wird wie in den Beispielen Eine Rede halten oder Sportliche Spitzenleistung vorbereitet. Beim Denken an den Kollegen spürt er seine Wut als Spannung in den Armen. Nach zehn Minuten "Winken" muss er plöztlich laut lachen: "Die schnellste Maus von Mexiko - Speedy Gonzales!" platzt er heraus. Die Anspannung hat sich abgebaut, der Muskeltest fällt stark aus. "Jetzt muss ich eher innerlich schmunzeln, wenn ich mit ihm zu tun habe. Das Wichtigste ist - ich habe meinen Humor wiedergefunden", erzählt dieser Kunde später. "Dann habe ich etwas ganz Naheliegendes gemacht: Ich konnte meine Rolle des Gekränkten ablegen und ihm freundlich Feedback geben - und wie es dann ja oft ist: "Speedy" hatte gar keine Ahnung von seiner Wirkung auf mich. Wir konnten uns tatsächlich arrangieren."

Dieses Coaching-Beispiel zeigt, dass der Coach seinem Klienten bei dieser Art der Arbeit kaum Vorschläge für veränderte Verhaltens- und Denkweisen macht. Der Ratschlag: "Sprechen Sie doch mit Ihrem Kollegen", würde kaum nützlich sein, so lange der Klient innerlich noch "geladen" oder gar eingeschnappt ist. Allein der wiederhergestellte Kontakt zu den eigenen Kraftquellen inspiriert den Coachee zu eigenen, individuellen Lösungen und Ideen, die manchmal ungewöhnlich und oft auch naheliegend sind.